„Jugend vertrauen!“

08.06.2011 | Kolpingjugend Deutschland

Atomausstieg, Gesundheitsreform, Schuldenbremse

Werden Jugendliche gehört?

Sicherlich ist es gut und wichtig, dass solche schwierigen Themen nach reiflicher Überlegung und unter Berücksichtigung möglichst vieler Informationen auf die Zukunft gerichtet zu einer Entscheidung geführt werden. Es hilft einer Gesellschaft nicht weiter, wenn grundsätzliche Entscheidungen zu ihren gemeinsamen Lebensbedingungen alle paar Jahre nach einem Regierungswechsel wieder um 180°gedreht werden (wie man es aktuell am Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Atomenergie beobachten kann). Doch alle diese Entscheidungen leiden unter einem elementaren Manko: Jugendliche finden mit ihren Meinungen in der Diskussion keine Berücksichtigung - auch wenn sie diejenigen sind, die von den Auswirkungen der Entscheidungen am stärksten betroffen werden.

Stimmen die Aussagen des Koalitionsvertrags noch

„Wir stehen für eine eigenständige Jugendpolitik, eine starke Jugendhilfe und eine starke Jugendarbeit, die junge Menschen teilhaben lässt und ihre Potentiale fördert und ausbaut.“, so stand es im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien von 2009 geschrieben. Nicht nur aus Sicht der Jugendverbände als Interessensvertreter von Kindern und Jugendlichen klingt dieser Satz vielversprechend. Doch wie sieht es angesichts der angesprochenen wegweisenden Entscheidungen in der Realität aus?

Meinung der Jugendlichen ernst nehmen

Sicherlich gibt es Gründe, das Wahlalter mit der Volljährigkeit zu verknüpfen, oder wie es bei einigen Wahlen bereits Praxis ist, auf 16 Jahre festzulegen. Trotzdem sind Politik und Gesellschaft gefragt, nicht nur „im Namen“ der kommenden Generationen zu handeln und „nur das Beste“ für sie zu wollen, sondern sie aktiv in die Entscheidungen einzubinden: Warum werden Jugendliche nicht direkt selbst nach ihrer Meinung gefragt? Warum werden sie nicht direkt am demokratischen Prozess beteiligt - gleichberechtigt und auf Augenhöhe? Wir als Mitglieder in Jugendverbänden können stolz darauf sein, bereits einen wichtigen Beitrag zur Jugendbeteiligung zu leisten. Trotzdem müssen auch wir wachsam sein, uns nicht auf dem Status quo auszuruhen, sondern weiter nach neuen Beteiligungsformen Ausschau zu halten. Wie eine bessere Beteiligung von Jugendlichen aussehen kann und welche Veränderungen nötig sind, damit hat sich auch die BDKJ Hauptversammlung in ihrem Beschluss „Jugend beteiligen!“ in diesem Mai beschäftigt.

Jugendliche in demokratische Prozesse einbinden

Demokratie ist ein hohes Gut und musste im Laufe der Jahrtausende mühsam erkämpft werden. Noch heute sind Menschen von der Idee der Volksherrschaft so begeistert und überzeugt, dass sie bereit sind, dafür ihr Leben zu riskieren, wie wir es erst vor kurzem in Nordafrika, im Iran oder auch in der Ukraine beobachten konnten. In einer Gesellschaft, die immer stärker von älteren Generationen dominiert wird, sollten Jugendliche die Chance haben, selbst für eigene Interessen und Meinungen einzutreten und als „Junge“ ein Gegenstück zu den „Alten“ zu bilden. Dabei geht es nicht nur um die großen Themen der Bundespolitik, wie ich sie zu Beginn erwähnt habe. Insbesondere auf Kommunal- und Landesebene können neue Beteiligungsformen von Jugendlichen erprobt und erlernt werden, zumal die Entscheidungen die direkte aktuelle Lebenswelt der Jugendlichen unmittelbar beeinflussen.

Aussage von Willy Brandt

Um es zum Abschluss mit den Worten von Willy Brandt zu sagen: Lasst uns mehr Demokratie wagen! Trauen wir sie auch dem Nachwuchs zu!

Max Grösbrink. Der 28-jährige Münsteraner studiert Politikwissenschaft und ist Mitglied im Bundesarbeitskreis der Kolpingjugend Deutschland.