Kollektives Gedenken
Der Monat November ist der Monat des kollektiven Gedenkens. An Allerheiligen standen viele Familien am Grab ihrer Verstorbenen, an Allerseelen wurde in manchen Gemeinden in einer Eucharistiefeier an die Toten des vergangenen Jahres gedacht, am Volkstrauertag denken wir an die Männer, die im Krieg gefallen sind.
Auf dem Grabstein steht mit einem Stern versehen der Geburtstag dieses Menschen. „A star was born“ kann man sagen, das Leben beginnt. Das Leben wurde diesem kleinen Stern von zwei anderen Menschen geschenkt, keiner kann sagen, er habe es selbst bestimmt, dass er auf die Welt kam.
Die Jahreszahl lädt uns ein, auf 60, 70 oder 95 Jahre zurückzublicken. Manchmal konnte sich die Trauer über den Verlust dieses lieben Menschen in Dankbarkeit über sein Leben wandeln. Das, was gemeinsam erlebt wurde, ist lebendig.
Das Kreuz vor dem zweiten Datum erinnert an den Todestag. Das Kreuz sagt uns: Hier kreuzten sich im Leben des Verstorbenen zwei Welten: Die irdische Welt hier auf Erden und die Welt bei Gott, wir sagen auch die himmlische Welt. Das Kreuz sagt uns auch: Hier feiert der Verstorbene Geburtstag, denn er wird durch den Tod in die göttliche Welt hinein geboren. Das Kreuz kann man auch als Plus-Zeichen sehen. Die ewige Welt bei Gott kommt zum irdischen Leben dazu – durch das Kreuz gibt es ein „Mehr“ an Leben. Jesus selber hat uns durch sein eigenes Kreuz den Zugang zum göttlichen Leben ermöglicht. Wir Christen dürfen glauben, dass auch wir einen Platz nach diesem irdischen Leben bei Gott finden, denn Jesus ist uns vorausgegangen, um uns den Platz zu bereiten.
Zur Zeit sterben unendlich viele Kinder, Frauen und Männer durch Kriege: Israel, Gaza, Ukraine, Afrika, Aserbaidschan... und an vielen weiteren Orten in der Welt. Das Leid und die Verluste sind unfassbar groß. Wir können es menschlich nicht fassen. Aber wir können ganz bewusst an die vielen Toten der Gräueltaten denken. Vertrauen wir die Toten der Kriege, Vertreibung und Zerstörung unserem Gott an. Das Kreuz vor ihrem Namen erinnert uns, dass sie bei Gott nicht verloren sind. Er kennt ihre Namen und ihre - manchmal sehr kurze - Lebensgeschichte. Bei ihm sind sie geborgen.