Gendertraining für die katholische Kirche - Oder: was sich nach 30 Jahren geändert hat?

17.10.2011 | Kolpingjugend Deutschland

Aktueller Kommentar zum Thema: `Gendertraining für die katholische Kirche - Oder: was sich nach 30 Jahren geändert hat?`von Renée Liening-Ewert.

Hat sich etwas verändert?

Am 21. September 1981 verabschiedeten die deutschen Bischöfe ein Papier, das seine Gültigkeit bis heute nicht verloren hat. Der Titel lautet: „Zu Fragen der Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft“. Auf knapp 30 Seiten beschreiben die Bischöfe die Situation der Frau in Kirche und Gesellschaft vor 30 Jahren. Liest man es heute, so könnte man bei vielen Aussagen meinen, es ist erst letzte Woche geschrieben worden. Treffend beschreibt das Papier die Gleichheit von Frau und Mann im Personsein. Eine Gleichheit, die eine Gleichberechtigung fordert. Doch was hat sich in den 30 Jahren auf diesem Feld getan? Hat die Kirche es geschafft, die Frauen in die Verantwortung mit ein zu beziehen, wie sie es gefordert haben? Eine Verantwortung, die anders aber auf keinen Fall schlechter ist. Sicher hat sich die Kirche in die richtige Richtung bewegt. Wir jungen Frauen gehen anders, sicher auch selbstbewusster mit der Kirche um und gestalten sie mit Selbstverständlichkeit mit. Wir übernehmen Verantwortung und tun dies auch gerne. Aber wir machen hier vieles aus uns heraus und auch „nur“ bei kleinen, man könnte manchmal meinen für die große Amtskirche unwichtigen Punkten. Dabei müssen wir leider auch immer wieder Rückschläge erleben. Für Priester, die es nicht schaffen, Frauen bei Gesprächen in die Augen zu schauen, ist es schwer zu akzeptieren, dass Frau auch noch echte Verantwortung für seine Kirche übernimmt. Dabei wollen wir doch gar nichts Unmögliches, sondern wir wollen als Frauen in der Kirche wahrgenommen und respektvoll aufgenommen werden. Wir wollen unsere Fähigkeiten, die zur Vermenschlichung der Welt beitragen können, in unsere Kirche einbringen. Denn diese liegt uns doch genauso am Herzen wie den Männern. Wir wollen als gleichberechtigte Partner angesehen werden. Und wenn wir soweit sind, dann wären wir einen großen Schritt weiter. Und hier spreche ich erstmal nicht über Amt und Weihe, sondern um viel Grundsätzlicheres. Vielleicht muss man und frau sich eingestehen, dass sich hier in der Kirche seit 30 Jahren nicht viel verändert hat, sondern teilweise Schritte zurück wahrzunehmen sind. Die Forderungen und Aussagen von 1981 waren damals vielleicht revolutionär, heute dagegen klingen sie normal, aber leider immer noch aktuell. Das traurige jedoch ist, dass die Fragen heute hauptsächlich von Frauen gestellt werden und die Aufforderung der deutschen Bischöfe, an diesem Thema weiter zu arbeiten und gemeinsam Lösungen zu finden, nur bedingt weiter bearbeitet wurde. Aus den alten Rollenbildern heraustreten und partnerschaftlich an unserer einen Kirche arbeiten, das sollte doch das Ziel aller sein. Sich gegenseitig mit den Unterschieden anzunehmen und durch sie Vielfalt zu leben, das sollten wir gemeinsam für und mit unserer Kirche lernen. Gemeinsam heißt also nicht über- sondern miteinander. Hier können Verbände und auch wir als Kolpingjugend als Vorbild genommen werden. Frauen übernehmen verantwortungsvolle Posten, oft ist eine Parität gewünscht oder sogar in Satzungen fest geregelt. Die Unterschiede des anderen Geschlechts zu erkennen, zu respektieren und damit umzugehen, und somit Kirche sein, die das Evangelium Jesu Christi wahrhaftig und lebendig verkündet. Daher: Gender-Training für alle, denn geändert hat sich in den 30 Jahren nur wenig.

Renée Liening-Ewert. Die 26-jährige Hendungerin ist als Referendarin in einem Gymnasium beschäftigt und ist Mitglied im Bundesarbeitskreis der Kolp