Homosexuell - und damit raus...?

11.07.2011 | BDKJ Diözesanverband München und Freising

München, 7. Juli 2011.Rund 80 Teilnehmer bei Gesprächsreihe zur kirchlichen Sexualmoral. Annette Westerwalbesloh (BDKJ Diözesanvorsitzende): "Ernstnehmen, dass Gott die Liebe ist."

Diskussion mit 80 TeilnehmerInnen

Wie können sich schwule und lesbische Menschen ganz selbstverständlich in der Kirche und den katholischen Jugendverbänden beheimatet fühlen? Um diese Frage drehten sich die Diskussionen bei einer Gesprächsrunde zur kirchlichen Sexualmoral unter dem Titel "Homosexuell - und damit raus...?". Rund 80 Jugendliche diskutierten am Abend im KorbiniansHaus der kirchlichen Jugendarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der kirchlichen Jugendverbände, der Kirche und homosexueller Gruppen. Der Diskussionsabend war Teil einer Gesprächsreihe zur kirchlichen Sexualmoral, zu dem der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in München und Freising eingeladen hatte und damit eine der zentralen Herausforderungen des Jugendforums 2009 aufgriff. "Das Thema Homosexualität hat verschiedene soziale, politische und auch persönliche Facetten. Innerhalb des BDKJ in Deutschland bekommen wir viel Respekt entgegengebracht dafür, dass wir dieses Thema offensiv angehen", so der Moderator des Abends, Alois Obermaier, Diözesanvorstand des BDKJ München und Freising.

BDKJ ist es wichtig über die Themen der Jugendlichen zu reden

Annette Westerwalbesloh, die den BDKJ-Diözesanverband auf dem Podium vertrat, argumentierte ähnlich:" Wenn Jugendliche über Sexualität und Homosexualität reden wollen, dann greifen wir als BDKJ das auf. Uns ist es dabei ganz wichtig, dass ein ernsthafter Austausch stattfindet, nicht nur ein nettes Gespräch. Denn Gott ist die Liebe, heißt es und das sollten wir auch ernst nehmen." Christian Schultze vom schwulen Kommunikations- und Kulturzentrum sub. e.V. zeigte sich beim Veränderungswillen der Kirche skeptisch. Solange sich die lehramtliche Meinung gegenüber Homosexuellen nicht ändere, würde sich auch die Gesellschaft nicht grundlegend ändern. "Dabei ist auch eine gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft doch auch nichts anderes als eine Ehe, mit dem einzigen Unterschied, dass daraus keine Kinder erwachsen können", so Schultze. Auf genau diesen Unterschied komme allerdings an, so Prälat Josef Obermaier. "Die Kirche vertritt die Position, dass Ehe und Familie das Fundament der Gesellschaft sind und daneben kann es nichts Gleichrangiges geben." Allerdings müssten beide Seiten den wertschätzenden Umgang miteinander lernen und dafür auch die richtige Sprache und Form finden. Denn eine totale Ablehnung homosexueller Menschen kenne die Kirche nicht, so Obermaier weiter.

Dekan Schlosser: Man darf keinen Menschen abweisen

Michael Schlosser, Dekan des Landkreises Freising, sagte folglich auch, dass man keinen Menschen, der den Segen Gottes suche, abweisen dürfe. "Allerdings muss dafür eine geeignete Form gefunden werden. Dabei kommt es immer auf die Lebenssituation der Menschen an; auf die müssen wir eingehen." Tine Sigl und Kathrin Schaffelhofer, die als Paar in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben und demnächst ein Kind bekommen, sagten, sie fühlten sich zu Hause auf ihrem Dorf angenommen und ihre Partnerschaft stelle dort keine Problem dar. Für Tine Sigl ist klar: "Ich bin ein gläubiger Mensch und fühle mich in der Kirche aufgehoben, auch wenn manchmal die Lehrmeinung nicht meine eigene ist. Aber Glaube und Kirche gehören für mich einfach zusammen." Auch Christian Grodau, ehemaliger Diözesanleiter der Katholischen Jungen Gemeinde und mit einem Partner lebend, fühlt sich in der Kirche beheimatet: "Allerdings ist für mich die Institution nicht immer deckungsgleich mit den Menschen, zu denen ich dort in Beziehung trete. Ich würde mir wünschen, als Mensch mit allen meinen Facetten ernst genommen zu werden." Genau das wünschte sich auch Dekan Schlosser: "In Segmenten der Seelsorge, in denen es Sinn macht, müssen homosexuelle Menschen ganz selbstverständlich mit angesprochen werden."

Idee zu den Gesprächsabenden aus dem Jugendforum

Der Gesprächsabend zur Homosexualität bildet den vorläufigen Abschluss der Gesprächsreihe zur kirchlichen Sexualmoral. Die Reihe wurde im Anschluss an das Jugendforum im Jahr 2009 initiiert, auf dem Jugendliche den Wunsch geäußert haben, sich mit diesem Thema intensiver auseinanderzusetzen. Bereits bei der Einladung zu dem Abend sagte Alois Obermaier, der BDKJ München und Freising verstehe diese Gesprächsreihe als Teil des bundesweiten Dialogprozesses, zu dessen Auftakt die deutschen Bischöfe am Wochenende in Mannheim eingeladen haben.

Die PM finden sie unter Downloads!