Wer hat die Aufmerksamkeit?

01.12.2019 | Geistlicher Impuls von Diözesanpräses Msgr. Christoph Huber

Zu Beginn jeden Monats gibt es von Diözesan- und Landespräses Msgr. Christoph Huber einen geistlichen Impuls.

Ich mühe mich als Priester in der Sonntagsmesse, den Besuchern das Evangelium durch eine anschauliche Predigt nahezubringen. Da reißt sich ein kleines Mädchen in einem rosa Skianzug vom Papa los und läuft einmal den Gang in der Kirche auf und ab. Die Augen, die Ohren und wohl auch die Herzen wenden sich automatisch dem Kind zu. Ob jemand noch der Predigt zuhört, kann ich nicht mehr beurteilen. Und auf den Gesichtern ist zweierlei zu lesen: die einen sind wohl froh über diese Ablenkung und zeigen diese Freude und Zuneigung zu dem Kind auf ihren Gesichtern, manche sogar in kleinen Gesten, indem sie ihm zuwinken. Andere schauen sehr ärgerlich, wohl weil sie das Kind in ihrer Andacht stört.

Und ich habe mir gedacht, nachdem ich die Irritation verdaut habe: jetzt verstehe ich Weihnachten ein Stück besser. Deshalb hat Gott den Weg der Kindwerdung gewählt, um die Herzen der Menschen zu erreichen: die Aufmerksamen, die sich berühren lassen und dem Kind zuwenden, erreicht er so besser als mit jeder Predigt, die anderen, die sich gestört fühlen in ihrem selbstbezogenen Leben, will er provozieren.

Eine gute Vorbereitung und ein schönes Fest der Kindwerdung unseres Gottes, im Volksmund auch Weihnachten genannt.

Diözesan- und Landespräses Msgr. Christoph Huber