Jorge W. Chavez Sanchez berichtet von seinen Hilfslieferungen

29.04.2016 | Erdbeben in Ecuador

Jorge W. Chavez Sanchez, Jugendreferent für Kolping in der Region Manabi hat uns erneut von seinen Eindrücken am Mittwoch, 27. April per E-Mail berichtet.

Wir haben weiterhin die Kolpingsmitglieder besucht und sind erschrocken wie alle hier in Manabí. Heute, Mittwoch, 27. April unterscheidet sich die Lage nicht sehr von dem, was ich euch bereits berichtete. Die Telefonverbindungen kommen und gehen. Manchmal scheint es,  dass sie aussetzen.
Wir sind viele Straßen entlang gefahren und die Aussicht ist sehr traurig. Die Landschaft scheint wie gevierteilt, die Risse sind enorm.  Es scheint, als ob eine unsichtbare Hand alles verschoben und an einem dafür nicht bestimmten Ort abgeworfen hat. Es gibt noch immer keine öffentlichen Verkehrsmittel zu einigen Orten in Manabí. Brücken sind geschlossen und die Elektrizität ist noch nicht wieder aufgebaut.
Gestern in Tabacales de Rocafuerte, erzählte uns Daniela, ein Neumitglied der Kolpingjugend, dass sie sich wenige  Minuten vor dem Erdbeben am Samstag in Crucita mit Jeanette, Cataliny und Rosa Mendoza getroffen hat. Nach einer Tagesveranstaltung mit der Kolpingjugend von Resbalón und der anschließenden Auswertung im Kolpinghaus sind sie dorthin gefahren. Ich kann mir den Schrecken nicht vorstellen, den die vier an jenem Ort erlebt haben. Bis letzte Woche war hier noch ein gut besuchtes Schwimmband in Portoviejo. Sie brauchten bestimmt eine Überdosis „Mut“ (Adrenalin sagen die Ärzte) um nach Portoviejo zurückzukehren, wo sie untergebracht waren bzw. nach Tabales. Sie waren sehr stark und hatten großes Glück.
Portoviejo sieht heute genauso aus wie gestern. Aber es gibt eine andere Grundstimmung. Wir sahen Leute, die aufkehrten und den Schutt weg  räumten. Einige Ampeln, wo es Strom gab, funktionieren wieder. Die öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt, zumindest die Taxis, fahren wieder. Es gibt einige Märkte, die wieder geöffnet haben, ebenso ein paar Apotheken. Wir haben begonnen uns wieder aufzurichten. Dies ist gut, sehr gut. In Resbalón beginnt de Lage sich auch zu ändern. Die Hilfe kommt langsam an, obwohl sie höchst unzureichend verteilt ist. Die Behörden bemühen sich und es scheint, dass sie sich bemühen.
Für unseren Teil haben wir begonnen Zelte und Decken zu sammeln,  die wir bei Kolping in Portoviejo hatten, um sie nach Rocafuerte zu bringen. Es gibt noch viele Menschen, die auf der Erde schlafen auch auf die Gefahr hin, dass es regnet. Andere große Freunde gaben uns Medizin die dringend gebraucht wird. Jede Hilfe wird in dieser Situation dringend gebraucht. Wir haben das Kolpinghaus besucht. Wenn wir in Portoviejo sind, müssen wir an unsere Arbeitsstelle, unseren Treffpunkt, unser Zentrum. Wir klammern uns an die Idee, dass es für die Schäden eine Lösung gibt.
Für mich persönlich, und ich bitte um Verzeihung, dass ich dies hier erzähle, hat sich die Hoffnung zerschlagen, zwei Freunde wieder lebend zu finden. Gott wollte nicht, dass sie weiter unter uns sind. Mit großem Schmerz wurden heute ihre Familien informiert, dass man ihre Körper gefunden hat. Es ist schwer sich dies vorzustellen zu schreiben.
Wir gehen weiter, es gibt keine andere Möglichkeit. Mit Glauben und Vertrauen, wir haben das Leben und wir müssen vor allem leben. Arbeiten, uns den anderen zuwenden und versuchen, unsere Aufgaben zu erledigen und diese gut zu erledigen.

Ich möchte euch weiterhin schreiben und euch bald berichten können, dass wir den Staub abgeschüttelt haben…                                                                                  

Jorge W. Chavez Sanchez, Portoviejo, 28. April 2016
Reste von einem Haus nach der Naturkatastrophe.
Notunterkünfte als Ersatz für die zerstörten Häuser.
Gespendete Matratzen werden gesammelt.